Immer wieder gibt es kritische Stimmen über die Frage von Sinn, Nutzen und Wirkung von Entwicklungspolitik, aber auch von konkreten Entwicklungsprojekten.


So hat schon vor zwei Jahren auf der Netzwerktagung der Georg Kraus Stiftung die Vorsitzende von Africa Positive e. V. mit ihrer Kritik an der Entwicklungshilfe heftige Diskussionen erzeugt. Jedoch fand sie für ihre Auffassung auch viel Zustimmung, dass es vor allem darum gehen müsse, die Eigeninitiative und die eigenen Fähigkeiten der Afrikaner zu wecken. Dieses Prinzip, möglichst die eigenen Kräfte entfalten zu können, steckt in den meisten Schul-, Bildungs- und Ausbildungsprojekten der Georg Kraus Stiftung.

Wir wollen junge Menschen befähigen, ihren eigenen Weg zu gehen und ihre Gemeinschaften voranzubringen.

Für Änderungen in der Entwicklungszusammenarbeit gibt es viele Stimmen aus der Politik und der Zivilgesellschaft, aus den Industrieländern wie den Ländern des Südens. In seinem Buch „Afrika wird armregiert. Oder: Wie man Afrika wirklich helfen kann“ hat Volker Seitz, langjähriger Botschafter in afrikanischen Ländern, eine kritische Analyse vorgelegt. Sie enthält jedoch für die Georg Kraus Stiftung eine positive Antwort. Bildungsprojekte, die jungen Menschen in die Lage versetzen, ihre Chancen zu nutzen, nimmt er von seiner Kritik aus. Es sind auch weniger die Nichtregierungsorganisationen, die er in den Blick nimmt, sondern vielmehr die korrupten Regierungen.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet kontinuierlich und oft sehr kritisch über Entwicklungszusammenarbeit und vor allem staatliche Entwicklungshilfe. Dort haben aber auch positive Ansätze und Projekte immer wieder ein Forum.

Für unsere Arbeit ist wichtig, was auch in diesem Jahr wieder eine Bilanz ermöglicht: Der Datenreport der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW).

Auch nur ein flüchtiger Blick über die Zahlenkolonnen, die sich dieses Mal mit dem demografischen Wandel auf der Welt beschäftigen und den Altersaufbau in den Regionen der Welt abbilden, zeigt, dass das Engagement für Kinder und Jugendliche auf absehbare Zeit ein Feld absoluter Priorität bleiben wird.

Der Bericht fasst zusammen, heute lebe die größte Jugendgeneration aller Zeiten.

Besonders in Entwicklungsländern sei der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung hoch. Der Befund überrascht alle, die sich mit der Lage dort beschäftigen, nicht. Die Entwicklung ist natürlich auch nicht einheitlich, alleine die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau reicht von 1,6 in den Industrieländern über 2,1 in Asien bis zu 4,6 in Afrika. In Afrika südlich der Sahara ist der Wert sogar noch höher.

Mangelnde Schulbildung und fehlende Gleichberechtigung werden als die Hauptgründe genannt.

Gleichzeitig stellt das Bevölkerungswachstum die Länder vor große Herausforderungen, die sie in der Regel aus eigener Kraft nicht bewältigen können. So wird im Bericht vermerkt: „Schon heute fehlt es besonders jungen Menschen an guten Bildungsmöglichkeiten und einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Die Folgen lasten dabei am schwersten auf Mädchen und Frauen.“ Der Satz gehört seit Jahren zum Kernbestand der Weltsicht der Georg Kraus Stiftung.

Deshalb kann man erneut bestätigen: Unser Ziel bleibt auch weiterhin, mit unseren Projektpartnern möglichst vielen Kindern und Jugendlichen, den besonders Benachteiligten und vor allem Mädchen und jungen Frauen Zugang zu Bildung und Ausbildung zu ermöglichen. Dass wir dazu auch immer versuchen, die Strukturen lokal und regional zu beeinflussen, um möglichst viel eigene Entwicklung anzustoßen, versteht sich im Sinne einer nachhaltigen Wirkung von selbst.

Ihr Erich G. Fritz
Vorstandsvorsitzender

 

(„Soziale und demografische Daten weltweit. DSW-Datenreport 2018“, Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) August 2018) BERUHT AUF DEM World Population Data Sheet 2018)

 

Stimmt der Kompass für unsere Entwicklungsprojekte?